Noch haben wir unser Haus nicht in Sichtweite. Aber wie das Wohnprojekt der Residenten gemeinschaftliches Leben in der Stadt bereichern kann, diese Vorstellung bekommt deutlich klarere Konturen – in unserer eigenen Arbeit, aber auch durch die Vernetzung mit anderen Gruppen. Immer wieder lassen uns Menschen, die sich in Wohnprojekten engagieren, Einblick nehmen in die Entwicklungsgeschichte ihrer eigenen Gemeinschaft. Sie teilen ihren Ansporn, ihre Ideen und guten Erfahrungen mit uns, erzählen aber auch oft freimütig von den Hürden und Stolperfallen, die einem Wohnprojekt den Weg von der Planung zur Realisierung schwer machen können.
Für das vergangene Wochenende hatten wir eine Einladung bekommen, QBUS in Düsseldorf-Gerresheim zu besuchen. Gern wollten wir uns anschauen, wie diese Gruppe ihr 25-Parteien-Haus seit 2009 geplant, gebaut und mit Leben gefüllt hat. Angela Bilz und Jens Heinke, die nicht nur zu den Initiatoren von QBUS gehören, sondern auch das Team Wohnfaktor bilden und gemeinsam Baugruppen beraten, empfingen uns auf einen Kaffee im Gemeinschaftshaus an der Halleschen Straße. Anschließend gab uns Angela eine Führung durch die Anlage mit Passivhaus-Standard, die vor fünf Jahren bezugsfertig geworden ist. Die Stadt Düsseldorf hatte der Baugruppe das Grundstück zu günstigen Konditionen angeboten, für ein Jahr optioniert und ihr Energiekonzept mit dem Programm „Klimafreundliches Wohnen“ gefördert. Unterstützung gab es auch vom Landesprogramm „100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“, in das die Anlage aus zwei Mehrfamilienhäusern und einem Gemeinschaftshaus aufgenommen wurde.
Ganz schnell merkt man hier, dass das ein Ort für Kinder ist. An Mountainbikes vor den Türen und einem liegengebliebenen Waveboard auf der Terrasse zum Beispiel. In der Gemeinschaftsküche starten die letzten Vorbereitungen für eine Kommunionsfeier, sobald wir unsere Kaffeetafel aufheben, um uns auf dem Grundstück umzusehen. Und direkt unter dem Gemeinschaftsraum liegt ein Proberaum, der vollgestellt ist mit Schlagzeug, Gitarren, Verstärkern und Effektgeräten. Nebenan, gleich gegenüber der Sauna, gibt’s auch einen sogenannten „Jugendraum“. Aber in den darf man nur rein, wenn man jugendlich ist – was leider keiner aus der Besuchergruppe über sich sagen kann.
Ein Platz für Junge und Alte, für Bewohner und Nachbarn
Angela und Jens erzählen uns, wie dieses freistehende Gemeinschaftshaus mit seiner großen Terrasse am begrünten Hof zum Herzstück der Nachbarschaft geworden ist. Etwa fünf Prozent der QBUS-Flächen sind hier in Räume geflossen, die für alle da sind. Und das nicht nur für die Bewohner, sondern auch fürs Quartier. Unter der Woche bieten einige Eltern der Gruppe einen Mittagstisch für Grundschulkinder an (für die eigenen und ihre Freunde, deren Eltern dann mitkochen). Nachmittags finden Yogakurse und eine Rückenschule statt. Und einmal im Monat ist das QBUS-Kaffee geöffnet, in dem Kuchen gegen freiwillige Spenden getauscht werden. Ab und an organisieren die Bewohner auch einen Fußballabend oder eine Kinofilm-Themenreihe.
Aber an Externe vermietet wird der Gemeinschaftsraum nicht. Er soll immer offen stehen für die, die im Projekt wohnen – vor allem für die regelmäßigen Treffen im Plenum, die auch fünf Jahre nach Einzug immer noch monatlich stattfinden. Dazu kommen die sogenannten „Couchtreffen“, bei denen sich etwa die Gärtner, die Kaffeehäusler usw. austauschen, und spontane Abendtreffen im größeren Kreis. Die QBUS-Bewohner haben außerdem ein Gästeappartement mitgebaut, das jeder an durchschnittlich zwei Wochenenden im Jahr mit Besuch belegen kann; sie teilen sich einen Waschraum mit Gemeinschaftsgeräten, einen Fahrradraum und eine Werkstatt. Ansonsten ist jeder der Eigentümer seiner selbst bewohnten Wohnung. Auf die Frage, wie die Gruppe mit Ausstiegen umgeht, erfahren wir: Ist noch nie passiert…
Das verstehen wir gut.