Die meisten Wohnprojekte kennen die Situation: Die Gruppe ist gut aufgestellt, Arbeitsgruppen und Plenum funktionieren, die Themen sind verteilt und in weit fortgeschrittener Bearbeitung, soweit es geht. Soweit es eben geht, ohne dass ein Grundstück in Aussicht wäre! Fünf Jahre Residenten – und noch immer kein Grundstück in Sicht. Das frustet. Da liegen auch schon einmal die Nerven blank. Insbesondere, wenn wir an Themen arbeiten, die Sprengstoff beinhalten. Das ist durchaus im Wortsinn gemeint: Themen, die geeignet sind, die Gruppe zu sprengen. Und davon haben wir schon so einige in Workshops der letzten Zeit bearbeitet.
- CoHousing: Ist jeder von uns verpflichtet, für alle zu kochen?
- Inklusions-WG: Werden wir ein Grundstück ablehnen, wenn es nicht groß genug ist, um dort eine Inklusions-WG betreiben zu können?
- Urbanität: Was macht Urbanität aus, und wer würde mit ins Sürther Feld ziehen?
All diese (und andere) Aspekte finden sich in unserem Leitbild und bedürfen der Konkretisierung. Nicht jeder versteht dasselbe unter den gewählten Begriffen – und nicht jede teilt denselben Wunsch. Wie halten wir die Vielfalt in unserer Gruppe aus?
Eine strategische Neuausrichtung
Wenn einerseits klar ist, dass viele Aspekte unseres Projekts abhängen von der Lage und Qualität des Grundstücks, andererseits aber genauso klar ist, dass es sehr schwer sein wird, überhaupt ein Grundstück zu bekommen, dann gilt es, für diesen Widerspruch eine emotionale Entlastung zu schaffen. Das haben wir getan: Ein ganzes Wochenende im Bergischen Land für die Neuverortung unter der Überschrift „Wie können wir noch strategischer an der Verwirklichung unseres Projekts arbeiten?“.
Was sich nun nach viel Arbeit anhört, war zielgerichtet spielerisch angelegt. Wir haben Highlights der Residenten markiert und Tiefpunkte der Vergangenheit ausgelotet. Wir konnten eine ganze Anzahl von Errungenschaften markieren, die dauerhafte Aktivposten unserer Bilanz darstellen. Wir haben zusammen ein sonniges Wochenende in der Natur genießen können und dabei festgestellt, dass manche Frustrationen unabänderlich waren und andere vermieden werden könnten, wenn wir einfach ein wenig auf die Bremse treten: Welche Aufgaben sind offen? Welche davon sind zwingend jetzt zu erledigen und warum? Was können wir getrost eine Weile liegen lassen? Und siehe: Auf einmal war die Luft zum Atmen wieder da und damit die Lust, sich neuen Ideen zu widmen!
Fazit: Wir gehen das Thema der Grundstückssuche neu an, breiter aufgestellt und mit einem Mehr an Kreativität. Und wir sind selber gespannt darauf, was wir erleben werden.